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"Fawn Response": Die unterschätzte Reaktion auf Stress

In der Psychologie wird viel über die "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion auf Stress gesprochen, aber es gibt eine weitere, weniger bekannte Reaktion, die ebenfalls eine bedeutende Rolle spielt: die "Fawn Response". Dieser Begriff wurde erstmals von Pete Walker, einem Psychotherapeuten und Autor, geprägt, um eine bestimmte Art von Reaktion auf stressige oder traumatische Situationen zu beschreiben. Während die "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion darauf abzielt, den Stressor aktiv zu bekämpfen oder zu vermeiden, beinhaltet die "Fawn Response" ein instinktives Bestreben, Konflikte durch das Schmeicheln, Beschwichtigen oder Kompromittieren zu lösen.


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Die "Fawn Response" tritt häufig bei Menschen auf, die in ihrem Leben wiederholt traumatischen oder missbräuchlichen Situationen ausgesetzt waren. Anstatt sich zu verteidigen oder zu fliehen, neigen sie dazu, sich anzupassen und zu unterwerfen, in der Hoffnung, so weitere Verletzungen zu vermeiden. Dies kann sich in Form von übermäßiger Fürsorglichkeit, Selbstverleugnung, Perfektionismus oder dem Vermeiden von Konflikten äußern.


Es ist wichtig zu betonen, dass die "Fawn Response" keine bewusste Entscheidung ist, sondern eine automatische Reaktion des Nervensystems auf Stress. Menschen, die diese Reaktion zeigen, haben oft gelernt, dass es sicherer ist, sich anzupassen und die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen zu stellen, um die Gefahr des Missbrauchs oder der Ablehnung zu minimieren.


Obwohl die "Fawn Response" auf den ersten Blick als eine positive Reaktion erscheinen mag, da sie dazu beiträgt, Konflikte zu vermeiden und zwischenmenschliche Beziehungen zu erhalten, kann sie langfristig schädlich sein. Indem man ständig die eigenen Bedürfnisse und Gefühle unterdrückt, kann dies zu einem Gefühl der Entfremdung von sich selbst führen und langfristig zu Angst, Depressionen und einem niedrigen Selbstwertgefühl führen.


Die Bewältigung der "Fawn Response" erfordert oft therapeutische Unterstützung und die Entwicklung gesunder Bewältigungsmechanismen. Es ist wichtig, Selbstfürsorge zu praktizieren und sich selbst zu erlauben, Bedürfnisse und Grenzen zu haben. Selbstreflexion und die Arbeit an einem gesunden Selbstwertgefühl können ebenfalls helfen, die negativen Auswirkungen der "Fawn Response" zu mindern.


Es ist auch wichtig für die Gesellschaft, ein tieferes Verständnis für die "Fawn Response" zu entwickeln und Menschen zu unterstützen, die von traumatischen Erfahrungen betroffen sind. Anstatt sie als schwach oder übermäßig nachgiebig zu betrachten, ist es wichtig zu erkennen, dass diese Reaktion eine Überlebensstrategie ist, die in einer belastenden Umgebung entwickelt wurde.


Insgesamt ist die "Fawn Response" ein faszinierendes und oft unterschätztes Phänomen, das Einblick in die komplexen Auswirkungen von Trauma und Stress auf das menschliche Verhalten bietet. Indem wir mehr darüber lernen und Betroffenen Unterstützung bieten, können wir dazu beitragen, ihre Heilung und ihr Wohlbefinden zu fördern.


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